Amphibienschutz in kleingewässerreichen Ackerbaugebieten
Unbedingt empfohlen für alle Personengruppen, die sich im Konfliktfeld Landwirtschaft – Naturschutz bewegen und an praktikablen Lösungsansätzen interessiert sind!
Selten gelingt es, Vertreter der Landwirtschaft und des Naturschutzes an einem Ort gleichberechtigt zu Wort kommen zu lassen. Es ist der herausragende Verdienst eines sehr praxisverbundenen, in der ostbrandenburgischen (Forschungs-)Landschaft verwurzelten Herausgeber- und Autorenteams, mit dem vorgelegten Buch diese Brücke gefunden zu haben.
Aufbauend auf langjährigen Erfahrungen mit den Besonderheiten und Herausforderungen des Amphibien- und Kleingewässerschutzes in Ackerbaugebieten und abgeleitet aus neu gewonnenen Erkenntnissen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungsprojektes, entwerfen die Autoren ein integriertes, entwicklungsorientiertes Konzept für Maßnahmen des Amphibienschutzes in einer intensiv genutzten Agrarlandschaft.
Hierbei greifen sie immer wieder auf ein detailliert untersuchtes, für die kleingewässerreiche norddeutsche Jungmoränenlandschaft repräsentatives Beispielsgebiet zurück. Dem gingen neben aufwendigen und akribisch betriebenen Untersuchungs- und Auswertungsaktivitäten der interdisziplinären Ökosystemforschung vielfältige Kontakte zu Landwirten, Behördenvertretern, Natur- und Bodenschützern, Wasserbauern und Landschaftsplanern, aber auch angesehenen nationalen und internationalen Forschergruppen voraus.
Entstanden ist ein Handbuch im besten Sinne und von hervorragender Hardcover-Ausstattung. Es vermittelt Grundlagenkenntnisse sowohl zum modernen Acker- und Pflanzenbau als auch zu Lebensraumansprüchen und Gefährdungen von Amphibien in der Ackerlandschaft. Anhand eigener Forschungsarbeiten wie auch ausgewerteter Literatur- und Fallstudien gibt es Erkenntnisse und Empfehlungen weiter zu Spezifika des Amphibienschutzes im Ackerbaugebiet sowie der Ökologie, des Schutzes, der Pflege, der Sanierung und Neuanlage von Kleingewässern als den Vermehrungsräumen der Amphibien. Weiterhin lässt es auch innovative Verfahren der Düngemittelausbringung oder einzelbetriebliche Betrachtungen zu den ökonomischen Auswirkungen von Amphibienschutzmaßnahmen nicht unbeachtet.
Amphibien haben in der Regel ein ausgeprägtes Raum-Zeit-Verhalten, einem Wechsel zwischen Winterquartier, Laichgewässer und Sommerlebensraum. Landwirte unterliegen betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und vereinzelt starren Denkmustern. Beides ist für das langfristige Überleben notwendig. Ein Miteinander von Amphibien und Landbewirtschaftern ist oftmals problematisch. Das vorliegende Werk zeigt u.a. diese Konflikte auf und bietet Lösungen an.
Besonders in den ackerbaulich dominierten Agrarlandschaften sind viele wildlebende Pflanzen- und Tierarten gefährdet oder potentiell gefährdet. Hauptverursacher für diesen Verlust an biologischer Vielfalt ist die heutige Landwirtschaft. Die Unternehmen der modernen konventionellen Landwirtschaft müssen ihre Produkte (Nahrungsmittel, Rohstoffe) wirtschaftlich rentabel produzieren. Gegensteuernde Agrarumweltmaßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt kommen derzeit nur mit geringem Flächenanteil zur Ausführung. Amphibien werden entweder direkt geschädigt (Bodenbearbeitung, Düngung, auch durch Pflanzenschutzmittel) oder es werden ihre Laichgewässer und/oder Winterquartiere, Sommerlebensräume beeinträchtigt (u. a. Nährstoffeintrag, Totalverlust).
Grundsätzlich gibt es zwei Lösungsansätze zum Schutz von Amphibien:
- Integration – Maßnahmen innerhalb der Produktionsabläufe,
- Segregation – Lebensräume neben der Produktionsfläche entwickeln, erhalten, pflegen.
Ziel muss es sein, die Landwirte in die Konzepte zum Amphibienschutz von Anfang an einzubeziehen. Die Landbewirtschafter kennen ihre Flächen am besten und die Meisten werden sich sinnvollen Lösungsansätzen nicht verschließen. Bestehende Gesetzlichkeiten müssen vollzogen werden (z. B. Düngeverordnung, Wasserrahmenrichtlinie). Aufgabe von Behörden und der Politik muss es außerdem sein, bestehende Agrarumweltmaßnahmen unbürokratisch in die Praxis zu bringen oder neue zu entwickeln und anschließend zügig einzuführen. Nicht zu unterschätzen und vor allem nicht zu vergessen bei allen Konzepten und Lösungsversuchen sind die vielen lokalen oder regionalen Aktivitäten von meist ehrenamtlich engagierten Menschen, ohne deren Mühen vielerorts die Amphibien schon für immer verschwunden wären.
Ein sehr wertvolles wissenschaftlich fundiertes Werk liegt mit diesem Buch vor, welches für den praktischen sowie bürokratischen Amphibienschutz eine Fülle von Anregungen und Handlungsempfehlungen beinhaltet. Es bereichert die Auswahl an Literatur zur Thematik in sehr sinnvoller Weise! (Dipl.-Agraring. Ulrich Klausnitzer auf http://sachsen-natur.de/buchbesprechung_amp.php)